Herbert Gietzen ist ein Dirigent mit langjähriger internationaler Konzert- und Opernerfahrung. Sein Dirigierstil zeichnet sich durch eine Ästhetik aus, die oft an seinen Mentor Herbert von Karajan erinnert: fließend-elegante, doch zugleich präzise Bewegungsabläufe, die den Ausdrucksgehalt der Musik optisch darstellen und seine Interpretation dem Orchester sowie dem Publikum zwingend vermitteln, wobei er allerdings völlig auf rein äußerlicher Showeffekte verzichtet. In diesem Sinne weist er sich zugleich als Vertreter der klassischen Kapellmeister-Tradition aus.
Zudem hat Herbert Gietzen eine starke Affinität zum Komponieren, und das schon seit frühester Jugend. So geht er geht auch mit dem Blick des Komponisten an die zu interpretierenden Werke heran. Die analytische Fähigkeit, die Strukturen im Kleinen wie im Großen zu erfassen, verbunden mit dem absoluten Gehör, prädestinieren ihn auch als Dirigenten für Neue Musik.
Und es sind auch genau diese Fähigkeiten, die ihn dazu in die Lage versetzen, innerhalb kürzester Zeit als "Einspringer" ihm unbekannte Werke zu übernehmen oder auch komplexe Partituren wie etwa Bartoks KONZERT FÜR ORCHESTER, ja selbst ganze Opern oder Ballette auswendig zu dirigieren.
Die Hauptmerkmale seines Interpretationsstils, geprägt von seinem analytisch geschulten inneren Ohr und umgesetzt von seiner spezifischen Dirigiertechnik, lassen sich wie folgt beschreiben: ein Klangbild, das insgesamt durch seine Sinnlichkeit einnimmt, jedoch immer durchhörbar bleibt, eine rhythmische Präzision, die nicht starr ist, sondern stets lebendig pulsiert, dazu ein dramatischer Impetus, der alle Beteiligten mitsamt der Zuhörerschaft mitzureißen weiß.