Herbert Gietzen ist ein Dirigent mit langjähriger internationaler Konzert- und Opernerfahrung. Sein Dirigierstil zeichnet sich durch eine Ästhetik aus, die oft an seinen Mentor Herbert von Karajan erinnert: fließend-elegante, doch zugleich präzise Bewegungsabläufe, die den Ausdrucksgehalt der Musik optisch darstellen und seine Interpretation dem Orchester sowie dem Publikum zwingend vermitteln, wobei er allerdings völlig auf rein äußerlicher Showeffekte verzichtet. In diesem Sinne weist er sich zugleich als Vertreter der klassischen Kapellmeister-Tradition aus.

Zudem hat Herbert Gietzen eine starke Affinität zum Komponieren, und das schon seit frühester Jugend. So geht er geht auch mit dem Blick des Komponisten an die zu interpretierenden Werke heran. Die analytische Fähigkeit, die Strukturen im Kleinen wie im Großen zu erfassen, verbunden mit dem absoluten Gehör, prädestinieren ihn auch als Dirigenten für Neue Musik.
Und es sind auch genau diese Fähigkeiten, die ihn dazu in die Lage versetzen, innerhalb kürzester Zeit als "Einspringer" ihm unbekannte Werke zu übernehmen oder auch komplexe Partituren wie etwa Bartoks KONZERT FÜR ORCHESTER, ja selbst ganze Opern oder Ballette auswendig zu dirigieren.

Die Hauptmerkmale seines Interpretationsstils, geprägt von seinem analytisch geschulten inneren Ohr und umgesetzt von seiner spezifischen Dirigiertechnik, lassen sich wie folgt beschreiben: ein Klangbild, das insgesamt durch seine Sinnlichkeit einnimmt, jedoch immer durchhörbar bleibt, eine rhythmische Präzision, die nicht starr ist, sondern stets lebendig pulsiert, dazu ein dramatischer Impetus, der alle Beteiligten mitsamt der Zuhörerschaft mitzureißen weiß.

P R O F I L

         Ausschnitte aus:

0:00: R. Strauss - Rosenkavalier-Walzer

3:15: Mozart - Sinfonie in g-Moll

5:10: Ravel - La Valse

8:40: Rimski-Korsakoff - Scheherazade

Herbert Gietzen hat sich inzwischen ein ungewöhnlich großes Repertoire quer durch alle Gattungen und Stilrichtungen angeeignet. Er hat weit über 100 Opern bzw. Operetten und einen Großteil der gängigen sinfonischen Literatur dirigiert.

Seine langjährigen Erfahrungen im Opernalltag, gepaart mit ausgeprägter Einfühlsamkeit, kommen besonders beim Begleiten von Sängern und Instrumentalsolisten zum Tragen. Er hat ein besonderes Gespür für musikalisch kritische Situationen entwickelt, denen er schon im Vorfeld wirkungsvoll zu begegnen weiß.

Hinzu kommen seine pädagogischen Ambitionen. Die Arbeit mit hochmotivierten jungen Musikern in nicht-professionellen Orchestern macht ihm besonderen Spaß und bedeutet ihm viel. Zudem versteht er es, in Gesprächs- oder Jugendkonzerten als Moderator seinem Publikum die Musik didaktisch-anschaulich näher zu bringen.

Neben seinen dirigentischen Tätigkeiten übersetzte Herbert Gietzen die Opern JUANA LA LOCA und MARIA GOLOVIN von Gian Carlo Menotti sowie A STREETCAR NAMED DESIRE von André Previn.

In letzter Zeit widmet sich Herbert Gietzen wieder vermehrt dem lange vernachlässigten Komponieren. Er pflegt dabei weniger einen eigenen Personalstil; charakteristisch ist eher die Polystilistik in seinen ausnahmslos kurzen Werken. Die Grenze zwischen eigenständiger Komposition, Bearbeitung und Arrangement ist innerhalb der einzelnen Stücke oft fließend. Mit seiner parodistische Kurzoper OPERA ULTIMATIVA, die vom Stadttheater Gießen aufwändig produziert wurde, landete er so etwas wie einen Hit.

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